Das Testament von Dr. Martin Luther
Links steht eine verkleinerte Abbildung einer sehr alten dreiseitigen "Copia" des Testaments.
Die Abbildung ist ergänzt durch eine Transkription, so dass der Text des Testaments besser lesbar wird (erster Entwurf).Außerdem existiert eine verkleinerte Kopie des in Budapest liegenden Originals von Martin Luthers Testament, die später veröffentlicht wird.
Wahrscheinlich gab es jedoch mehrere Kopien oder auch Entwürfe des Testaments, wodurch sich textliche und auch viele orthographische Abweichungen erklären lassen.
Copia
Testamentum Doctor Martin Lutheri
Ich Martinus Luther Doctor, bekenne mit dieser
meiner eigenen Handtschrift, daß ich meiner Lieben
und getreuen Hauß Frauen Catharina gegeben
habe zum Leibgedinge, oder wie man es sonsten
nennen kan, auf ihr Lebelang damit sie ihres
Gefallens, und zu ihren Bestene solches gebrauchen
möge, und gebe ihr in Kraft dieses Brieffes ge-
genwärtiges, und heutiges Tages.
1) Nehmlich das gütlein Zülßdorff wie ich daßelbe ge-
kauft und zu gerichtet habe, allerdinge wie ichs
bis dahero gehabt habe,
2) daß Hauß Bruno zur Wohnung, so ich unter meines
Wolfs Nahmen gekauft habe,
3) die Becher und Kleinodien, als Ringe, Kettenschmuck
gold gülden und silbern, welche ohngefehr sollen
bey 1000 G werth sein, daß thue ich darum, Erstlich daß
sie mich als ein Fromm, Treu Eheliches Gemahl allezeit
lieb werth und schöne gehalten, und mir durch reichen
Gottes Seegen Fünff lebendige Kinder, die annoch vor
handen, Gott gebe lange gebohren und erzogen hat, zum
andern das sie die Schulden, so ich noch Schuldig bin,
wo ich nicht noch bey meinen Leben ablegen über sich
nehmen, und bezahlen soll, welche mögen sein ohn
gefehr mir bewust 450 G möchten sich vielleicht wohl
noch mehrere befinden; zum dritten und allermeist
darum, daß ich will sie uns, nicht den Kindern, sondern
die Kinder Ihr in die Hände sehen, Sie in Ehren halten,
und Ihr unterworffen seyn, wie Gott gebothen hat,
denn ich gar wohl gesehen, und erfahren habe, wie der
Teuffell wieder dieses Geboth die Kinder hetzet, und reitzet
Reitzet, wenn sie gleich from sint, durch böse Neidische Mäuler sonders, wenn die Mutter Wittben worden sint, und der Söhne Ehefrauen, und die Töchter Ehe Männer kriegen, und wiederum Socrus Socrum Nurus Socrum, den ich halte daß die Mutter werde Ihrer eigenen Kinder der beste Vormundt seyn, und solches Gütlein und Leibgedinge, nicht zu derer Kinder Schaden, oder Nachtheil sondern zum Nütz und Beßerung gebrauchen, alß die Ihr Fleisch und Blut sint, und sie selbige unter ihren Hertzen getragen hat, Und ob sie nach meinen Tode ge- nöthiget, oder sonst veranlaßet wird, sich wieder zu ver- ändern, denn ich Gott in seinen Werken und Willen kein Ziel setzen kan, so traue ich Ihr doch, und will hiermit solches vertrauet haben, Sie werde sich Mütterlich gegen unsern beyden Kinder halten, und alles getreulich es sey Leibgedinge oder andres, so wie es recht ist mit ihnen theilen, und bitte auch hierbey unterthänigst meinen Gnädigsten Fürsten und Herrn Hertzog Johann Friedrich Churfürstl Durchl zu Sachsen, S. F. G. wollen solche Begebung und Leibgedinge gnädigst schützen und handthaben, auch bitte ich all meine gute Freunde, wollen meiner Lieben Käthen Zeuge sein, und Sie entschul- digen helffen, wo etl unnütze Mäuler sie beschwer oder ver- unglimpffen wollen, als solte sie etwa eine Baarschaft hinter sich haben, die sie den Armen Kindern entwenden oder unterschlagen würde, Ich bin des Zeuge da keine Baarschaft ist, ohne die Becher und Kleinodien, davon in Leib- gedinge bereits erwehnt ist, und zwar so solts bey jedermann die Rechnung leichtl geben, weil man weiß wie viel einkommen gehabt habe, von meinen gnädigen Herrn und sonsten nicht einen Heller noch Körnlein von jemandt einzunehmen ge- habt habe, ohne was geschenke ist gewesen, und ich doch von solchen einkommen und geschenke so vieles gebauet gekauft, große und schwere Hauß Haltung geführet, daß ichs muß neben andern für einen
einen Wunderl und sonderl Seegen Gottes erkennen, daß ichs habe
verschwiegen könen, und nicht wunder ist, daß keine Baarschafft
mehr da ist, sondern daß keine Schuld mehr da ist, daß bitte
ich darum, dan der Teuffell so er mir nicht könte näher
kommen, sollte er wohl meine Käthe, allein der Uhrsachen
allerley weiße suchen, daß sie des Mannes Doct Mart Luth
Eheliche Hauß Frau gewesen ist, und Gott lob noch ist, zu letzt
bitt ich auch noch jedermann weil ich in dieser Begebung
oder Leib gedinge nicht brauche der Juristischen Form oder
Wörter darzu ich Uhrsachen gehabt habe, man wolle mich doch
laßen seyn die Persohn, so ich doch in der Wahrheit bin,
nehmlich öffentlich und die beydes im Himmel und auf Erden, und
in der Hölle bestandt ansehens oder Authoritat genugsam hat,
der man trauen und glauben mag, mehr den ein Notario,
den so mir armen verdamten unwürdigen, und Elenden
Sünder, Gott der Vater aller Barmhertzigkeit daß Evangelium
seines lieben Sohnes anvertrauet hat, darzu mich auch treu
und wahrhaftig darinnen gemacht, biß hiehr, behalten und befunden
hat, also daß auch viele in der Welt, daßelbe durch mich
angenommen, und mich für einen Lehrer der Wahrheit halten,
ohngeacht des Papsts=Bann, derer Kayser Könige Fürsten
Pfaffen, ja aller Teuffell Zorn, so soll man ja vielmehr
mir hierin, in dieser geringen Sache glauben, sonderl weil
sie ist meine Handt fast wohl bekant, der Hoffnung es
soll genug sein, wenn man sagen und beweisen koen
daß ist Doct Mart Luther der gottes Notarius, und Zeuge ist
in seinen Evangelio, ernstl und sehr wohl bedächtige Mey-
nung, mit seiner Eigenen Handt und Siegell zu beweisen.
Geschehen und gegeben am Tage Epiphania Anno 1542
Martinus Luther
Testiert das Testament von:
Phillippus Melanchton
Casparus Cruciger
Johannes Bugenhagenus
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