[Bericht und Interview von Norbert Heymann, Ref. ÖA DSB]
Deutscher Schachpreis 2001
Die Verleihung des "Deutschen Schachpreises 2001" an Dr. Claus Spahn erfolgt im Rahmen der Eröffnung des Dortmunder Sparkassen Chess-Meetings am 12. Juli 2001 im Dortmunder Opernhaus. Überreicht wird der Preis vom Präsidenten des Deutschen Schachbundes, Alfred Schlya.
Dr. Claus Spahn im Gespräch mit Alfred Schlya
[Pressekonferenz am 11. Juli 2001 in Dortmund]Mit dieser Entscheidung würdigt der Deutsche Schachbund die besonderen Verdienste von Dr. Claus Spahn um die Darstellung des Schachsports im Fernsehen. Wie es der Herr Bundespräsident Johannes Rau erst kürzlich, anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Dr. Claus Spahn am 28. Mai d.J. so treffend ausdrückte, hat sich Dr. Claus Spahn in den vergangenen 30 Jahren herausragende publizistische und journalistische Verdienste um das Schach in Deutschland erworben.
Hervorzuheben sind seine Sendereihen "Zug um Zug" - ein 30teiliger Lernkurs -, seine Berichterstattung von den verschiedenen Schach-Weltmeisterschaften und seine von ihm erfundene und moderierte Sendung "Schach der Großmeister". In dieser WDR-Livesendung haben seit 1982 fast alle Spitzen-Großmeister um den "Fernsehpokal" gespielt; u.a. Garry Kasparow, Anatoly Karpow, Viswanathan Anand und Wladimir Kramnik.
Am 12. August 2001 werden in der Sendung "Schach der Großmeister 2001" voraussichtlich Viswanathan Anand und Wladimir Kramnik um den Pokal kämpfen. Für die deutschen Schachspieler und schachinteressierten Fernsehzuschauer ein besonderer Höhepunkt im Jahr. Für seine journalistische Arbeit über Schach wurde Dr. Claus Spahn schon mehrfach ausgezeichnet; u.a. mit dem "Medienpreis 1982" des Deutschen Schachbundes.
Bevor Dr. Claus Spahn im nachfolgenden Interview Auskunft gibt, zunächst einige biografische Angaben über ihn:
Geboren am 15. Mai 1940 in Bottrop, promovierte er nach dem Studium der Theatergeschichte, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Köln im Februar 1969. Der bekannte Journalist Werner Höfer holte ihn im gleichen Jahr zum WDR in die Redaktion "Zum Tage". Danach baute er u.a. mit Josef Dreckmann, Peter Gatter, Hans Hübner und Jochen Maas die Redaktion "Tagesmagazin" auf. Ab 1973 war Dr. Claus Spahn in der Hauptabteilung "Kultur und Wissenschaft" tätig und entwickelte u.a. die erfolgreichen Sendereihen "Der Elternführerschein", "Wenn die Liebe hinfällt", "Keine Angst vorm Fliegen", "Die falschen Fuffziger" und "Jeder kann für sich was tun".
Neben seiner eigentlichen redaktionellen Tätigkeit für die Abteilung "Fernsehen Kultur-Feature" und seinen eigenen Fernsehbeiträgen, entwickelte Dr. Claus Spahn 1987 die Sendung "WDR-Publik", die er in den beiden ersten Jahren redaktionell betreute und die heute als "Hollymünd" ein Markenzeichen des WDR ist. In diesem Jahr ist er auch wieder der verantwortliche Redakteur für "Hollymünd".
Interview mit WDR-Kulturredakteur Dr. Claus Spahn
Herr Dr. Spahn, seit wann produzieren Sie Schachsendungen im WDR?
Seit fast 30 Jahren beschäftige ich mich im Westdeutschen Rundfunk Köln mit Schachsendungen. Angefangen hat das mit der Berichterstattung von der legendären Weltmeisterschaft zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky 1972 und der berühmten Sendung "Schach dem Weltmeister", die wir mit dem NDR co-produziert haben. Bei dieser Partie konnten die Zuschauer gegen den damaligen Weltmeister Anatoly Karpow spielen. Das Match endete übrigens Remis. Es folgte dann der Schach-World-Cup zusammen mit dem NDR und der BBC. Als der NDR aus der Schachberichterstattung ausstieg, hat der WDR - die Redaktion Spahn also - für die Dritten Programme und die ARD Schachsendungen weiter produziert. Das geschah und geschieht aber immer neben meiner eigentlichen Tätigkeit als Kulturredakteur, sozusagen: en passant.
Wie viele Sendungen haben Sie bisher hergestellt?
Wie viele Schachsendungen ich mittlerweile produziert habe, kann ich gar nicht genau sagen. Es mögen aber an die 150 sein. Und ich möchte hier vor allem die Mitarbeit von Dr. Helmut Pfleger erwähnen, ohne den diese Sendungen wohl nicht produziert worden wären. Aber eine Sendung muss ich hier herausheben, die mittlerweile zu einem Markenzeichen des Westdeutschen Rundfunks geworden ist und schon seit 1982 existiert: die jährliche Live-Sendung "Schach der Großmeister". Hier spielen in einer schalldichten Kabine vor Publikum im Studio zwei Großmeister live eine Partie. Die Sendung dauert etwa zwei Stunden, da jeder Großmeister eine Stunde Bedenkzeit hat. Die Partien der vergangenen Jahre können Sie übrigens in unserem Archiv im WDR-Internet nachlesen und nachspielen. Diese Sendung ist meines Wissens weltweit die einzige Schachsendung dieser Art im Fernsehen und dieses WDR-Markenzeichen erfunden zu haben, darauf bin ich auch ein wenig stolz. Diese Reihe begann mit der Paarung Anatoly Karpow - Dr. Robert Hübner und fand im Spiel Garry Kasparow - Dr. Robert Hübner 1992 einen besonderen Höhepunkt. Dieses Spiel wird sicher in die deutsche Schachgeschichte eingehen; durch den 15. Zug Hübners in der 2. Partie dieser Live-Sendung, mit dem er seine Dame verlor. In diesem Jahr können die Fans bei "Schach der Großmeister" einen weiteren schachlichen Leckerbissen erleben: Wladimir Kramnik und Weltmeister Viswanathan Anand spielen am 12. August im WDR-Studio um den Fernsehpreis 2001. Ein weiterer Höhepunkt war die Veranstaltung "Die Revanche - Garry Kasparow gegen den Computer" live aus dem Studio A des WDR. Mit zwei Partien gelang es dem Weltmeister, den "Pentium Prozessor-Genius 3" zu schlagen, gegen den er in London zuvor spektakulär verloren hatte. Von den Schach-Weltmeisterschaften der letzten 15 Jahren haben wir kontinuierlich berichtet. Fast schon eine Selbstverständlichkeit. Mittlerweile landen alle Anfragen in Sachen "Schach" an die ARD-Sender auf meinem Schreibtisch. Der Westdeutsche Rundfunk ist mittlerweile der Schachsender der ARD, ein Renommee, das über Jahre gewachsen ist.
Was für Zuschauer wollen Sie mit Ihren Sendungen erreichen?
Für Großmeister und Meister des "Königlichen Spiels" sind meine Sendungen weniger gedacht - vielleicht am Rande auch. Mich interessiert mehr der Laie, und den vertrete ich mit meinen "dilettantischen Fragen" in den Sendungen. Erst wenn ich das verstehe, was die Großmeister Dr. Helmut Pfleger und Vlastimil Hort da interpretieren, analysieren und erzählen, dann verstehen das auch die meisten Zuschauer. Schach soll im Fernsehen Spaß machen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Norbert Heymann, Ref. ÖA DSB
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