Ein Leben für die Jugend
Im Februar 2002 feierte Gerhard Hund seinen siebzigsten Geburtstag. Heute ist es ja üblich geworden, spätestens mit dem sechzigsten Lebensjahr in den Ruhestand zu treten. Gerhard Hund zählt nicht zu diesen "Ruheständlern". Eher könnte man bei ihm vom "Unruhestand" sprechen - und das gilt auch für seine Schach-Leidenschaft, die zum Glück von der ganzen Familie geteilt wird.
Gerhard Hund, 2002 Der Werdegang von Gerhard Hund ist schnell erzählt: Seine Ausbildung erfolgte in Leipzig (Thomasschule), Naumburg, Jena (Abitur 1950), Universität Frankfurt (Diplom in Mathematik 1955) und an der Technischen Hochschule Darmstadt (1955/61) als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Praktische Mathematik. Mit einem Lehrauftrag unterrichtete er "Programmieren elektronischer Rechenanlagen".
Im März 1961 wechselte Gerhard Hund zu den Farbenfabriken Bayer AG nach Leverkusen. Hier arbeitete er bis zur Pensionierung 1995 in leitender Position auf dem Gebiet der Informatik, erhielt 1974 Prokura und war Hauptbevollmächtigter der Bayer AG.
Ja, und auf allen diesen Stationen war das Schachspiel sein Begleiter. Wohl nur wenige Menschen können auf eine so lange - und erfolgreiche - Beschäftigung mit ihrem Hobby zurück blicken, wie Gerhard Hund. Dabei zögert man schon, wenn man ihm in diesem Zusammenhang das Schachspiel als Hobby zuordnet. Es ist weitaus mehr - es ist die große Leidenschaft und ein Teil seines Lebens. Seit 1947 spielt er aktiv Schach. Er ist kein Schachprofi, der nichts anderes mehr im Kopf hat; das ließ schon sein Beruf nicht zu. Trotzdem wurde er 1960 Hessischer Pokalmeister und 1964 mit seinem Porzer Verein Vizemeister bei der Deutschen Mannschaftsvereinsmeisterschaft.
Zusätzlich ist er seit vielen Jahren mit unterschiedlichen Aufgaben als ehrenamtlicher Funktionär auf Bezirks-, Landes- und deutscher Ebene tätig.
Dass er ein Herz für Kinder und die Jugend hat, das wissen seine Freunde und Bekannten schon lange. Sicher hat diese Zuneigung und das oft gezeigte Verständnis etwas damit zu tun, dass seine Frau Juliane und er fünf Kinder (Foto rechts, Februar 1970) groß gezogen haben und dadurch hautnah die Probleme der jungen Menschen kennen lernten.
Allart, Juliane, Susanne, Isabel, Barbara, Dorothee, Gerhard, 1970 Selbst im Berufsleben setzte er alles daran, den jungen Leuten eine profunde Ausbildung zu ermöglichen. Er erkannte sehr schnell, dass die neuen Informationsberufe eine gute Vorbereitung und Ausbildung nötig machten. Aber da gab es nicht viel und deshalb entwickelte Gerhard Hund im Auftrag des Unternehmens eigene Unterrichtsinhalte, die schnell zum Maßstab für andere Unternehmen wurden. Ab 1962 wirkte er bei der Entwicklung verschiedener Berufe der elektronischen Datenverarbeitung mit, erteilte selber Unterricht und ist seit 1964 in unterschiedlichen Prüfungsausschüssen der Industrie- und Handelskammer tätig. Diese Tätigkeit übt er auch heute noch mit Begeisterung und großem Elan aus. Mehrfach zeichnete ihn die Industrie- und Handelskammer für seine Verdienste aus.
Sein Einsatz für die jungen Menschen endete nicht an den Werkstoren. Er wusste, dass die Jugend auch in der Freizeit gefordert werden will und folgerichtig begannen seine Frau und er schon sehr früh damit, ihren Kindern die Regeln des Schachspiels näher zu bringen. Diese Bemühungen zeigten außergewöhnliche Erfolge. Sieben Mal gewannen die Töchter Barbara, Isabel und Dorothee die Deutsche Einzelmeisterschaft der weiblichen Jugend.
Die gesamte Familie frönt dem Hobby Schachspiel. Susanne, die älteste Tochter arbeitete ab 1981 mehr als zehn Jahre engagiert als Referentin für Mädchenschach der Deutschen Schachjugend. Die zweitälteste Tochter Barbara ist seit 1982 Großmeisterin. Mitte der achtziger Jahre brachte das ZDF-Sportstudio einen Film über die schachbegeisterte Familie.
Dieses Engagement beschränkt sich aber nicht auf die Familie. Zusammen mit seiner Frau Juliane, die leider 1999 verstarb, förderte er in vielfältiger Weise seit 1970 die Schachjugend. Seit fünf Jahren gestaltet er z. B. die Webseiten der Deutschen Schachjugend.
Bei diesem Einsatz verwundert es nicht, dass an seinem 70. Geburtstag viele Menschen den Weg zu ihm fanden und bei dieser Gelegenheit nicht nur gratulierten, sondern ihm auch für seine vielfältige Arbeit, seinem Lebenswerk, dankten. Mehr als fünfzig Freunde, die er zum Teil seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, überraschten ihn mit ihrer Gratulation.
Die Vertreter der Industrie- und Handelskammer zu Köln schickten einen großen Blumenstrauß, und selbst der Vorstandsvorsitzende der Bayer AG, Dr. Manfred Schneider (Foto links), sandte Glückwünsche und erinnert sich gerne an die besonderen Verdienste des Mannes, die er sich während des langjährigen Wirkens für den Konzern erworben hat.
Dr. Manfred Schneider und Gerhard Hund, 1988 Für Gerhard Hund ist mit diesem Altersjubiläum aber kein Schlussstrich gezogen. Auch nach seiner Pensionierung wirkt er auf dem Gebiet der Informatik mit, weil es ihn interessiert, wie die rasante Entwicklung voran schreitet. Er hat die Fortschritte, von der Lochkarte 1956 bis zur Client-Server-Technik in den globalen Netzen heute, ja selber mit erlebt.
Immer war und ist es sein Ziel, Anwendungen der modernen Techniken zu suchen und sie den Anwendern nutzbar zu machen. Dabei nutzt er selbstverständlich die Möglichkeiten, die das Internet heute bietet. Als Inhaber der Domain TeleSchach.de hat er weltweiten Einfluss auf die Jugend. Seine Kinder und Enkel sind ebenfalls mit eigenen Homepages im Internet vertreten.
Und diese Aktivitäten sollen noch lange so weiter gehen: "Da mein Vater Friedrich Hund, Professor für Theoretische Physik, mehr als hundert Jahre alt wurde, liegt die Messlatte für mich sehr hoch. Vielleicht schaffe ich es, meinen Vater zu übertreffen", sagt er mit einem hintergründigen Lächeln.
Dazu wünschen ihm alle Freunde und Bekannten viel Glück und weiterhin gute Gesundheit. © Eduard Breimann
Anmerkungen:Inzwischen erhielt Gerhard Hund "für seinen langjährigen und erfolgreichen Einsatz" vom Deutschen Schachbund die Ehrenurkunde (11.05.02), wurde von der Deutschen Schachjugend mit der "silbernen Ehrennadel" (25.05.02), vom Schachverband Mittelrhein mit der "goldenen Ehrennadel" (23.03.03) und vom Bund deutscher Fernschachfreunde (BdF) mit der "goldenen Ehrennadel" (14.06.03) ausgezeichnet. Ehrenmitglied des Schachkreises Rhein-Wupper ist er seit 2002.
Ab Dezember 2007 wohnt Gerhard Hund in Odelzhausen, wo er neben anderen Aktivitäten Schach an der Volkshochschule Odelzhausen unterrichtet, insbesondere auch für Kinder. Er betreibt noch aktiven Schachsport und ist Mitglied im Schachklub Mering 1932 e.V. (etwas jünger als er).
Am 26. Februar 2009 schrieb die Zeitung "Augsburger Allgemeine" einen Artikel über den 77jährigen Schachsportler, und zwar in der Aichaer Lokalausgabe.